Geschichte Schloss

Das Schloss Hettingen ist ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung. Das Gebäude liegt in beherrschender Lage auf einem Felsrücken östlich der Stadt. Von der mittelalterlichen Burganlage der Grafen von Gammertingen-Hettingen ist die hohe Schildmauer im Norden erhalten.

Das Wohngebäude wurde um 1720 durch Franz-Anton von Speth neu errichtet. Dabei bezog man einen mittelalterlichen Bergfried sowie ein romanisches Burgtor in den Neubau ein. Die oberen Stockwerke werden durch eine prächtige dreiläufige Holztreppe aus der Erbauungszeit erschlossen, die mit stattlichen Heroldsfiguren auf den Pfosten geschmückt ist. Die sehr plastisch wirkenden Stuckdecken zeigen Landschaften und allegorische Szenen in reicher ornamentaler Rahmung. Einige Decken weisen sogar Stuckarbeiten aus der Zeit des Rokoko (um 1770) auf.

Der Zusammenhang von Burg und Stadt ist durch die erhaltenen Schenkelmauern, den einstigen Verbindungen zwischen den Wehrmauern der Siedlung und der Befestigung des Herrensitzes, noch sinnfällig dokumentiert.

Jahreszahl Herrschaft Ereignisse und Hinterlassenschaften Anmerkung
 
um 1120 Grafen von Gammertingen Bau der ersten Burg über dem vorhandenen Dorf Hatingen, von dieser Burganlage stammt noch der jetzige Vorbau des Schlosses, darauf war der ehemalige Bergfried gebaut. Die Torauffahrt mit Buckelquadern stammt auch aus dieser Zeit. Grundriss Burganlage
 
1240 - 1311 Grafen von
Veringen
1267 Hettinger Burg wird erstmals als "castrum" im Besitz der Grafen von Veringen erwähnt.

Ausbau der Burg zur militärischen Festung und Hauptsitz der Grafen von Veringen. Neuanlage der Stadt Hettingen nördlich der Kirche. Bau der Schildmauer im Norden der Burg, der Stadtmauern von der Burg bis zur Lauchert, Marktplatz als Verbreiterung der Durchgangsstraße.

Unter anderem diente die Burg den Grafen von Veringen als Gefängnis, als sie hier einige Ordensbrüder vom Deutschordenskloster Althausen gefangen hielten, um sie gegen Lösegeld wieder freizulassen.
 
 
1311 - 1374 Pfand der Grafschaft von Reichenau Die Grafen von Veringen waren genötigt die Burg zu verpfänden um sie als Mannlehen zurückzuerhalten.  
 
1374 - 1447 Pfand der Herrschaft von Rechberg 1415 Der letzte Veringer stirbt auf der Burg in Hettingen, sein Grabmal befindet sich noch in der Pfarrkirche in Hettingen.

1447 Verkauf der Burg an den Grafen Ulrich von Württemberg
Grabmal Veringer Graf
 
1447 - 1466 Grafschaft von Württemberg Ulrich von Württemberg hatte seine Residenz im weit entfernten Stuttgart. Er fand kein Gefallen an der Burg und verkaufte sie 1466 an die Brüder von Bubenhofen.  
 
1468 - 1524 Herrschaft von Bubenhofen Einer der Bubenhofer-Brüder machte die Burg zum Stammsitz seines Familienzweigs. Burg und Stadt Hettingen wurden jetzt wieder Residenz für die gesamte Herrschaft mit Gammertingen, Neufra, Ittenhausen, Feldhausen, Harthausen, Kettenacker und Hermentingen.

1524 Die Bubenhofer hatten sich wohl mit dem Ausbau ihrer neuen Residenz etwas übernommen, so dass deren Gläubiger die Burg an Dietrich Speth verkauften.

Im Kaufbrief wurde die Burg wegen ihrer Ausstrahlungskraft als feudaler Wohnsitz erstmals offiziell als "Schloss" bezeichnet.
 
 
1524 - 1827 Freiherren von Speth 1534 Herzog Ulrich von Württemberg rächt den Verrat seines Vasallen Dietrich von Speth, indem er ihm die ganze Herrschaft abnahm. Erst nach dem Tode Ulrichs kamen die Besitzungen wieder an die Söhne Dietrichs.

1599 wurde nach einer Erbteilung Ludwig Friedrich Speth Stammvater einer eigenen Linie Speth-Hettingen. Zu seiner Herrschaft gehörten Hettingen, Kettenacker und Hermentingen mit zusammen 822 Einwohnern.

Im dreißigjährigen Krieg (1618-1648) hauste ein schwedischer Kommandant im Schloss. Die Anlage wurde durch Plünderungen sehr in Mitleidenschaft gezogen.

Um 1720 lässt Freiherr Franz Anton von Speth den Wohnteil des Schlosses bis auf den ersten Stock abtragen, darauf setzte er zwei Stockwerke im Stil seiner Zeit. Das neue Schloss erhielt darüber hinaus eine den Hl. Drei Königen geweihte Kapelle. Die Befestigungsbauwerke und Wirtschaftsgebäude blieben erhalten. Für Repräsentationszwecke wurde ein 21 m langer Rittersaal im heute nicht mehr vorhandenen Nordflügel errichtet. Die Rokokostuckdecken im 1. Stock wurden später (ca. 1777) ergänzt.
Das historische Schloss
 
1827 - 1978 Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen 1827 Hohenzollern-Sigmaringen kauft den gesamten privaten Besitz der Freiherren von Speth. Die neuen Eigentümer hatten keine angemessene Verwendung für das Schloss.

1836 Im Zuge der "Industrialisierung" wird das Schloss für einige Zeit der Firma Vögeli aus Zürich zur Einrichtung einer Seidenweberei überlassen.

Anschließend diente das Schloss viele Jahre als Wohnung des fürstlichen Försters. Überflüssige Wirtschaftsgebäude, wie z.B. Stallungen wurden abgebrochen.

Das Schloss wird als Försterhaus, Fabrikgebäude, Wohnung der Reichsgräfin von Spee und als Flüchtlingsunterkunft genutzt.

Im ersten Weltkrieg bekam das Schloss nochmals den Hauch einer herrschaftlichen Residenz, als Frau König, geb. Reichsgräfin von Spee, ins Schloss einzog. Sie war die Schwester des erfolgreichen Vizeadmirals von Spee aus dem 1. Weltkrieg.

1945 Das Schloss wird nach dem Ende des 2. Weltkriegs zur vorübergehenden Unterbringung von Flüchtlingsfamilien genutzt. Dazu werden die teilweise großzügigen Räume umgebaut und verkleinert.
Im Schloss
 
seit 1978 Stadt Hettingen Die Stadt Hettingen kauft das Schloss vom Fürstenhaus Hohenzollern-Sigmaringen.

1991-1994 Sanierung des Schlosses und Umbau zum Rathaus für 4,24 Mio DM.

1994 Einzug der Stadtverwaltung und Nutzung als Rathaus
Das Schloss